Digitale Landwirtschaft – die Chancen von smarter Pflanzen- und Tierproduktion

Der Beruf des Bauers ist ein althergebrachter, traditionsreicher Beruf, im Grunde DER Urberuf der Menschheit, der sich seit Jahrhunderten nicht großartig verändert hat? Ganz im Gegenteil! Bauern wollen heutzutage nicht nur lieber Landwirte geheißen werden. Ihr täglich Brot ist längst mehr als Tiere füttern, Ställe ausmisten, Saatgut ausbringen, Ernte einfahren und Erträge veräußern beziehungsweise lagern.

Der moderne Landwirt und sein oft ererbter, inzwischen ebenfalls moderner Bauernhof sind womöglich zur Bio-Rinderzucht und zum ökologischen Anbau übergegangen, beteiligen sich an der Produktion von nachhaltiger, erneuerbarer Energie, haben den Erhalt der Natur und das Tierwohl im Blick und bieten eventuell Urlaubern auf dem Hof einen ursprünglichen Ort zum Krafttanken und zum Entspannen. In jedem Fall aber wird der einst ausschließlich handarbeitende Bauer mittlerweile von innovativer Technologie unterstützt, welche nicht nur Chancen auf Effizienzsteigerung, sondern auch Chancen auf Verringerung von Schadstofffreisetzung und auf geringeren Aufwand an menschlichen und natürlichen Ressourcen eröffnet. Wir schauen uns das Smart Farming einmal genauer an und betrachten die Vorteile der Optimierung durch Automatisierung.

Digitale Techniken auf dem Bauernhof

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Ein Hightech-Mähdrescher bei der Maisernte. © WFranz / pixabay.com

Beispiele für die Digitalisierung in der Landwirtschaft müssen längst nicht so ohne Hoffnung auf ein Heureka-Erlebnis gesucht werden wie die legendäre Stecknadel im Heuhaufen. Man denke nur an die Melkroboter beziehungsweise automatischen Melksysteme, die vielen hiesigen Milchvieh-Landwirten die Zitzen aus der Hand nehmen und für flexible Arbeitszeiten, Arbeitserleichterung und Zeitersparnis beim betreibenden Bauer sorgen. Derlei automatisierte Systeme schließen das Melkgeschirr völlig eigenständig an das Kuheuter an, indem sie dessen Position mit Ultraschall, Laser und Sensoren ermitteln – Melkpersonal muss anders als in Melkständen also nicht vor Ort sein. Während der Roboter das Futter, das er als Lockmittel einsetzt, individuell auf die Tiere abstimmen kann, erfasst er Daten zu Milchmenge, -temperatur, -inhaltsstoffen und Kuh-Gewicht und kontrolliert die Gesundheit der Tiere, indem Daten zurückliegender Melksitzungen verglichen werden.

Ebenso innovativ geht es unterdessen oft bei der Bewirtschaftung von Feldern zu, die – wenn sie besonders modern daherkommt – teilflächenspezifisch erfolgt. Beim sogenannten Precision Farming, also bei der Präzisionslandwirtschaft, wird intelligente Elektronik – beispielsweise in Form von Sensoren und Satellitensteuerung – eingesetzt, um unterschiedliche Bodenverhältnisse innerhalb eines Schlags (auf ein und demselben Feld) zu ermitteln und gezielt darauf zu reagieren. Die neusten Landmaschinen – Wunderwerke zu Investitionskosten in der Höhe eines Einfamilienhauspreises – warten mitunter nicht nur mit satellitengesteuerter Spurführung, sondern auch mit Sensoren auf, mit deren Hilfe Saatgut, Dünger und Bewässerung genau in der Menge und Art eingesetzt werden kann, in der es für die Teilfläche am sinnvollsten ist. Diese aufgrund der größeren Betriebe und Nutzflächen oft eher im konventionellen Landbau eingesetzte, mit Datenmanagement und Monitoring von (Echtzeit-)Daten verbundene, teilschlagbezogene Landwirtschaft ermöglicht nicht nur im Ökolandbau Einsparungen von Arbeitszeit, Betriebsmitteln, Energie und Pflanzenschutzmitteln – weil jedes Bodenstück nur die Düngung oder Herbizid-Dosis erhält, die es verträgt und braucht.

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Pflanzenschutzdrohne mit befüllbarem Behältnis im Flug. © DJI-Agras / pixabay.com

Neben intelligenten Großmaschinen werden auch kleine smarte Helfer zum Einsatz gebracht. Drohnen können heute bereits Felder kartieren und Positionen von Pflanzen, deren Wachstum sowie deren Befall von Schädlingen und Unkraut überwachen. Mit Hilfe der fliegenden Sensoren- und Funkwellenbündel lässt sich somit, durch frühzeitiges Erkennen von Problemen, die Ernte und die Qualität sichern beziehungsweise kann Ernteausfällen vorgebeugt werden. Beim Einsatz gegen Schädlinge wie den Maiszünsler, einen Kleinschmetterling, dessen Raupen jährlich rund vier Prozent der weltweiten Maisernte vernichten, werden GPS-gesteuerte Drohnen, die biologisch abbaubare weiße Kugeln mit Schlupfwespen abwerfen, erfolgreich und punktgenau eingesetzt. Und auch beim Tierschutz punkten die unbemannten Flug-Roboter, mit deren Hilfe Junghasen, Kitze und andere wilde Tiere vor der Erntefahrt mit dem Mähdrescher ausgemacht, verjagt oder anderweitig in Sicherheit gebracht werden können.

Positive Folgen für Umwelt, Klima und Tierwohl

Digital unterstützte Landtechnik ist aus dem Ackerbau und der Tierhaltung schon fast nicht mehr wegzudenken. Selbstlenkende Maschinen, smarte Assistenten für das reduzierte, ausschließlich bedarfsgerechte Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, robotergestützte Systeme, die Ställe reinigen, Vitaldaten von Tieren messen und die Fütterung darauf abstimmen und dergleichen mehr helfen dem Landwirt, aber auch der Natur und den Mitlebewesen. Schließlich wird dank intelligenter Lösungen und optimierter Prozesse nicht nur der Güterausstoß vergrößert, sondern wird auch umweltverträglicher mit Boden, Wasser und Luft umgegangen und werden weniger CO2, andere Schadstoffe und Pestizide freigesetzt, während Nutztieren ein lebenswerteres Leben gewährt wird.

Birgt die Digitalisierung auch eine Gefahr für die Landwirte?

Dass die Erträge – bei geringerem Einsatz von Ressourcen – durch die Anwendung von Errungenschaften der Digitalisierung gesteigert werden können, haben wir bereits konstatieren können. Doch gerade ein Überangebot ist es heutzutage oft, das Bauern den Broterwerb erschwert, weil sie aufgrund dessen weniger gerecht für ihre Produkte entlohnt werden. Sie ist also eine zweischneidige Sense – die Sache mit der digitalen Unterstützung für die Landwirte. Denn, um gegenüber der Konkurrenz Schritt halten und mithalten zu können, werden viele auch gezwungen sein, in Technik zu investieren.

Vorerst muss sich jedoch an anderer, offizieller Stelle um eine ausreichende Versorgung mit schnellem Internet gekümmert werden. Nur, wenn in allen ländlichen Gegenden der Breitbandausbau und die Netzabdeckung gewährleistet werden können, sind Automatisierung, Präzision, Tracking und Co. möglich.