Bio-Bauernhöfe: Landwirtschaft im Einklang mit der Natur

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Wurden im Jahr 2000 deutschlandweit noch 2,1 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln umgesetzt, waren es im Jahr 2015 bereits 8,62 Milliarden Euro. Angesichts der Tatsache, dass im genannten Zeitraum nahezu jährlich eine Umsatzsteigerung verzeichnet wurde, ist es mehr als wahrscheinlich, dass sich der Trend zu Bio-Produkten fortsetzen wird.

Landwirten, die zugunsten hoher Erträge bisher auf Intensivtierhaltung und Pestizide setzten, bieten sich durch diesen Trend zu Bio-Lebensmitteln neue Zukunftsperspektiven. Die Verbindung von artgerechter Tierhaltung und ökologischer Pflanzenproduktion ist nicht länger nur ein Nischenmarkt für Idealisten. Vielmehr besteht inzwischen in den meisten Bevölkerungsschichten der Wunsch nach einer gesunden Ernährung sowie nach Transparenz hinsichtlich der Herkunft von Lebensmitteln.

Bio-Bauernhof – Voraussetzungen und Zertifizierung

Die Voraussetzungen für einen Bio-Bauernhof lassen sich am besten an den in Deutschland geltenden Produktionsstandards festmachen, die auf den EU-Rechtsverordnungen für den ökologischen Landbau gründen. Sie beschäftigen sich mit sämtlichen Aspekten der pflanzlichen Erzeugung nebst Düngung, Unkraut- und Schädlingsregulierung sowie auch der tierischen Erzeugung im Hinblick auf Herkunft, Haltung, Fütterung und tierärztlicher Versorgung. Auch der Import biologischer Erzeugnisse aus Drittländern wird hier geregelt.

Über diese Verordnungen hinaus gibt es in Deutschland mehrere ökologische Anbauverbände, denen auch angehende Biobauern beitreten können, um sich in puncto ökologischer Produktion und Verkauf von Bio-Produkten beraten zu lassen. Viele Verbände bieten ihren Mitgliedern Hilfestellung bei der Umwandlung ihres Betriebs in einen Bio-Bauernhof. Für ökologisch orientierte Landwirtschaftsbetriebe besteht die Möglichkeit, produzierte Lebensmittel als Bio-Produkte zertifizieren zu lassen, um anschließend das Bio-Siegel, das EU-Bio-Logo oder auch ein verbandseigenes Label, zum Beispiel von Naturland, Bioland oder Demeter, verwenden zu dürfen.

Chemiefreie Pflanzenproduktion

Bei der Produktion von Getreide, Obst und Gemüse auf dem Bio-Bauernhof sind gemäß der EU-Öko-Verordnung unter anderem folgende Punkte zu beachten:

  • Verzicht auf Insektizide, Herbizide und Fungizide (nur in Ausnahmefällen biologischer Pflanzenschutz sowie anorganische Schutzmittel in streng definiertem Rahmen)
  • Grundsätzlicher Verzicht auf Gentechnik, Antibiotika und Wachstumsregulatoren
  • Düngung mit biologischen Düngemitteln wie Kompost, Gründünger oder Mist
  • Misch- statt Monokulturen zur Vermeidung von Schädlings- und Krankheitsausbreitung

Im Rahmen des Trends zu Bio entscheiden sich immer mehr Landwirte auch für alternative Anbaumethoden wie Permakultur und Eco-Farming. Hierbei geht es um das Erzielen möglichst hoher Erträge ohne einen umfangreichen Fremdmitteleinsatz; so setzt man beispielsweise auf Gründünger und Kompost im Sinne eines geschlossenen, produktiven Öko-Kreislaufs.

Schmackhaftes Fleisch dank artgerechter Tierhaltung

Eine besondere Bedeutung kommt auf dem Bio-Bauernhof der Tierhaltung und -zucht zu. Im Rahmen der ökologischen Landwirtschaft sind laut EU-Rechtsverordnungen unter anderem folgende Punkte wichtig, um eine artgerechte Haltung und Pflege sicherzustellen:

  • Fütterung von Produkten aus ökologischem Anbau; ausgewogene Ernährung zugunsten der Gesundheit der Tiere
  • Unterbringung in ausreichend großen, hellen und belüfteten Ställen statt Intensivtierhaltung
  • Bewegungsfreiheit und regelmäßige Ruhephasen müssen gewährleistet sein; Stress (beispielsweise durch lange, unsachgemäße Transporte) ist grundsätzlich zu vermeiden
  • die Verabreichung von Hormonen (beispielsweise zur Wachstumssteigerung) ist verboten
  • keine prophylaktische Gabe von Antibiotika
  • regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, Krankheitsprophylaxe und fachgerechte Versorgung bei Erkrankungen (hier werden homöopathische Mittel bevorzugt)

Der Bio-Bauernhof als Ort der Erholung

Bio-Bauernhöfe sind weit mehr als nur Produktionsstätten für Nahrungsmittel: Sie sind positive Beispiele für einen verantwortungsbewussten und sinnvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Zugleich können sie als Orte der Erholung dienen, um dem städtischen Alltag zu entfliehen.

Die Bio-Trends für 2016 wie ökologische Lebensmittel und andere Produkte aus umweltfreundlicher Herstellung lassen einen grundsätzlichen Wunsch der Konsumenten nach intensivem Naturerleben erahnen. Auch von dieser Entwicklung können Landwirte profitieren, etwa in Form von Urlaubsangeboten auf dem Bio-Bauernhof, Veranstaltungen für Familien oder Führungen für Schulklassen. Durch das Betreiben eines Hofladens zum Direktvertrieb der biologischen Erzeugnisse entsteht zudem eine Nähe zum Konsumenten, die zusätzliches Vertrauen schafft.